Wie es vor 25 Jahren war

Damals kam die Gründergeneration in das Ruhestandsalter. Man erinnere sich, daß die deutsche Sprachwissenschaft der Nazizeit völkisch, inhaltsbezogen und kulturorientiert war und sich auch danach nur wenige strukturalistische Tupfer erlaubte, als sie, die Gründer, sich 33 Jahre nach Kriegsende (!) e...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Wunderlich Dieter
Format: Article
Language:deu
Published: De Gruyter 2007-01-01
Series:Zeitschrift für Sprachwissenschaft
Online Access:https://doi.org/10.1515/ZFS.2007.002
Description
Summary:Damals kam die Gründergeneration in das Ruhestandsalter. Man erinnere sich, daß die deutsche Sprachwissenschaft der Nazizeit völkisch, inhaltsbezogen und kulturorientiert war und sich auch danach nur wenige strukturalistische Tupfer erlaubte, als sie, die Gründer, sich 33 Jahre nach Kriegsende (!) endlich eine eigene Organisation schufen, inspiriert von neuen hoffnungsvollen Entwicklungen der generativen Grammatik, der logischen Semantik und der Sprechakttheorie, nämlich die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft – das war fast ein Menschenalter nach der Gründung der Linguistic Society of America im Jahre 1924. So wie zur LSA die Zeitschrift Language gehört, wollte die DGfS ihre eigene Zeitschrift für Sprachwissenschaft haben; es dauerte dann noch drei Jahre, bis der erste Jahrgang 1982 erschien. Diese Gründer nun, aus verschiedensten Gebieten kommend und im Bereich der modernen Linguistik fast allesamt Autodidakten, hatten die Sprachwissenschaft in Deutschland wieder zu einer aktiven Disziplin gemacht – was ihrer Bedeutung ja zukommt –, sie hatten Forschergruppen und Sonderforschungsbereiche betrieben, sich international umgesehen, Bücher und Artikel zunehmend in englischer Sprache geschrieben, Schüler ausgebildet und in die USA vermittelt, neue Zentren gegründet.
ISSN:0721-9067
1613-3706