К проблеме западнобалтийского субстрата в югозападной Литве
<p><strong>ZUM PROBLEM DES WESTBALTISCHEN SUBSTRATS IN SÜDWESTLITAUEN</strong></p><p><em>(Zusammenfassung)</em></p><p>Vorliegender Beitrag setzt sich das Ziel, jatwingisches Namengut, das von einigen Forschern für spezifisch jatwingisch erklärt...
Main Author: | |
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Format: | Article |
Language: | deu |
Published: |
Vilnius University
2011-05-01
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Series: | Baltistica |
Subjects: | |
Online Access: | http://www.baltistica.lt/index.php/baltistica/article/view/923 |
Summary: | <p><strong>ZUM PROBLEM DES WESTBALTISCHEN SUBSTRATS IN SÜDWESTLITAUEN</strong></p><p><em>(Zusammenfassung)</em></p><p>Vorliegender Beitrag setzt sich das Ziel, jatwingisches Namengut, das von einigen Forschern für spezifisch jatwingisch erklärt wird — also gewisse linguistische Erläuterungen von ON/GN, — unter dem Gesichtspunkt der Erforschung einer Sprache als System zu betrachten. Außerdem bemühen wir uns, die Tauglichkeit einiger Methoden für die Substratsforschung zu prüfen.</p><p>Wir versuchen die GN <em>Bil̃sas </em>und <em>Dùlgas </em>(die nach J. Otrębski gerade den slawischen Urformen von Appellativa <em>bĕlesy </em>und <em>*</em><em>d</em><em>ъ</em><em>lg</em><em>ъ</em><em> </em>bzw. <em>*d</em><em>ь</em><em>lg</em><em>ъ</em><em> </em>entsprechen sollen) etymologisch neu zu erklären, wobei die Beziehungen innerhalb des Systems der baltischen Hydronymie berücksichtigt werden. Die Übereinstimmungen zwischen <em>Bl̃tsas </em>sowie <em>Dùlgas </em>und anderen GN im gemeinbaltischen Bereich erlauben zu folgern, daß diese beiden Bezeichnungen zum urbaltischen Stratum gehören und keine spezifisch jatwingischen Eigenschaften aufweisen.</p><p>Es wird bewiesen, daß der GN <em>Bil̃sas </em>in Ablautsbeziehungen zu den GN <em>Bálsis, Bal̃sė </em>und <em>Bélzgis </em>steht und von den Appellativa lit. <em>bãlas, </em><em>báltas, bal̃svas </em>und <em>balà </em>bzw. <em>belà </em>etymologisch ununterscheidbar ist.</p><p>Der GN <em>Dùlgas </em>ist u. E. etymologisch mit der baltischen hydronymischen Wurzel <em>dul-</em>verknüpft, die verschieden erweitert <em>(</em><em>dul-b-, dul-k, dul-v </em>und <em>dul-g-</em><em>) </em>und ebenfalls von den Appellativa lit. <em>dū̃liava, dū̃lis, dul̃kas, dulvė́ti, </em>let. <em>duls, du</em><em>ļķ</em><em>ains, duļķe </em>ununterscheidbar ist. So stellt denn der GN <em>Dúlgas </em>keine Entsprechung der slaw. Appellativa <em>*</em><em>d</em><em>ъ</em><em>lg</em><em>ъ</em><em> </em>bzw. <em>*</em><em>d</em><em>ь</em><em>lg</em><em>ъ</em><em> </em>dar.</p><p>Das Gesagte dient als Beweis dafür, daß die erwähnten GN keine jatwingisch-slawischen, sondern baltisch-slawische Isolexe zeigen.</p><p>Die Etymologien von den obigen und anderen <em>(Alnà, Kirsnà) </em>GN offenbaren die beschränkte Tauglichkeit der lexikologischen Methoden für die Erforschung der Substrats-Superstrats-Beziehungen zwischen nahe verwandten Sprachen. Erfolgreicher scheint die Methode der phonetischen Vergleichung zu sein. Nach ihr können die GN <em>Per̃sas, </em><em>Veisiẽjis, Zapsỹs, Zebrỹs, </em><em>Zem̃brė, </em><em>Zervýlios </em>und <em>Zervýnas </em>dem Stratum der spezifisch jatwingischen Hydronymie zugeteilt werden.</p><p>Jedoch scheint in unserem Falle diese Methode auch nur über begrenzte Möglichkeiten zu verfügen, weil die Lautbestände der Substrats- und Superstratssprache nur geringe Unterschiede aufweisen. Die dargelegten Umstände bringen es nahe, eine dritte Methode, nämlich die typolo-gisch-areale, anzuwenden.</p><p>Die im Südwestlitauen angetroffenen ON/GN mit dem Suffix <em>-ing-is,-ė: Pilvìngis, Rū́singė, Stabìngis </em>(nach K. Būga), <em>Angerìngis, Apsìngis, Kačìngė, Kūliñgė, Nedìngis, Pašilingė̃, Saũsvingis </em>und <em>Suvìngis </em>(nach dem Verfasser) stellen ein geschlossenes Areal dar, das an den Verbreitungsbereich der altpreußischen ON/GN von demselben Bildungstypus grenzt. Daraus kann man folgern, daß dieses Areal eine Kontinuation des Bereiches der altpreußischen ONbildungstypen ist. Deshalb können die <em>,,-ing-is,-ė“-</em>Bildungen<em> </em>als jatwingische Substratsrelikte betrachtet werden.</p><p>Die heutingen litauischen Familiennamen vom Typus <em>Saulýnas, </em>deren ursprünglicher Verbreitungsbereich mit dem Areal der -<em>ingis</em>-suffigen ON/GN zusammenfällt, sind typologisch (Suffix sicherlich auch etymologisch) mit den altpreußischen -<em>yn</em>-suffigen Personennamen <em>(Antoryn, Dirsenyn, Kantewidyne) </em>verknüpft und stellen als Bildungstypus die jatwingische Kontinuität dar.</p><p>Unsere obigen Ausführungen zeigen, daß die erfolgreiche Erforschung des jatwingischen Substratsnamengutes auf folgenden Prinzipien beruht: 1. auf der Stratifikation des Namengutes nach dem Substrat und Superstrat, 2. auf der beschränkten Anwendung der rein lexikologischen Methoden und 3. auf der vorzüglichen Anwendung der phonetischen Vergleichungs- und typologisch-arealen Methoden.</p>Die unentbehrliche Bedingung einer solchen Untersuchung u. E. ist die systembezogene Analyse. |
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ISSN: | 0132-6503 2345-0045 |