Jenseits von Souveränität und Territorialität: Überlegungen zu einer politischen Theorie der Stadt
Zusammenfassung: Seit jeher dienen Städte als Projektionsfläche sowohl für die Identifikation von problematischen Tendenzen der (modernen) Gesellschaft als auch für die Entwicklung erstrebenswerter gesellschaftlicher Zukünfte. Als Kristallisationspunkt und Triebkraft soziopolitischer Entwicklungen...
Main Authors: | , |
---|---|
Format: | Article |
Language: | deu |
Published: |
Universität Salzburg
2022-01-01
|
Series: | Zeitschrift für Praktische Philosophie |
Subjects: | |
Online Access: | https://www.praktische-philosophie.org/zfpp/article/view/249 |
_version_ | 1797809281600323584 |
---|---|
author | Marlon Barbehön Michael Haus |
author_facet | Marlon Barbehön Michael Haus |
author_sort | Marlon Barbehön |
collection | DOAJ |
description |
Zusammenfassung: Seit jeher dienen Städte als Projektionsfläche sowohl für die Identifikation von problematischen Tendenzen der (modernen) Gesellschaft als auch für die Entwicklung erstrebenswerter gesellschaftlicher Zukünfte. Als Kristallisationspunkt und Triebkraft soziopolitischer Entwicklungen nimmt die Stadt eine zentrale Stellung in Praktiken des Regierens und deren Beobachtung ein – und doch tut sich die Politische Theorie traditionell schwer damit, ein Verständnis von Stadt zu entwickeln, das diesem Status und den damit verbundenen Ambivalenzen gerecht wird. Allzu oft verbleiben entsprechende Debatten dem Souveränitätsparadigma verhaftet, sodass die Stadt primär in Relation zum Prinzip territorialstaatlicher Souveränität begriffen wird. Unser Beitrag argumentiert, dass eine Auflösung dieser konzeptionellen Verwicklung dazu beitragen kann, das Verhältnis zwischen dem Städtischen und dem Politischen als ein konstitutionslogisches, das sich von anderen Konstitutionslogiken des Politischen unterscheidet, sichtbar zu machen. Dazu greifen wir auf eine raumtheoretische Perspektive der Moderne zurück, die Stadt und Territorialstaat nicht als „Kleines“ und „Großes“, sondern als zwei eigenständige, zugleich komplementäre und konfligierende Modi der räumlichen Vergesellschaftung begreift. Unser Beitrag zeigt auf, dass Verdichtung und Heterogenisierung, als die beiden wesentlichen raumstrukturellen Merkmale des Städtischen, mit einer spezifischen Konstitution des Politischen im Sinne einer Erzeugung von kollektiver Macht und gesellschaftlicher Ordnung verbunden sind. Die Stadt tritt damit nicht bloß als (austauschbarer) Ort der Materialisierung übergreifender soziopolitischer Phänomene in den Blick, sondern als räumliches Prinzip, das Möglichkeiten für gemeinsames Sprechen und Handeln sowie für Praktiken der konfliktiven Infragestellung hegemonialer Projekte erst hervorbringt. Eine dergestalt angelegte politische Theorie der Stadt erlaubt es, politische Praktiken nicht nur in der Stadt zu lokalisieren, sondern als genuin städtische Phänomene zu erfassen und sowohl die Komplementaritäten als auch die Widersprüche zwischen den Raumprinzipien der Stadt und des souveränen Territorialstaats herauszuarbeiten.
|
first_indexed | 2024-03-13T06:50:14Z |
format | Article |
id | doaj.art-1c0e62a05560482c93b1b18a44e4b215 |
institution | Directory Open Access Journal |
issn | 2409-9961 |
language | deu |
last_indexed | 2024-03-13T06:50:14Z |
publishDate | 2022-01-01 |
publisher | Universität Salzburg |
record_format | Article |
series | Zeitschrift für Praktische Philosophie |
spelling | doaj.art-1c0e62a05560482c93b1b18a44e4b2152023-06-07T15:16:46ZdeuUniversität SalzburgZeitschrift für Praktische Philosophie2409-99612022-01-018110.22613/zfpp/8.1.11Jenseits von Souveränität und Territorialität: Überlegungen zu einer politischen Theorie der StadtMarlon Barbehön0Michael Haus1HeidelbergHeidelberg Zusammenfassung: Seit jeher dienen Städte als Projektionsfläche sowohl für die Identifikation von problematischen Tendenzen der (modernen) Gesellschaft als auch für die Entwicklung erstrebenswerter gesellschaftlicher Zukünfte. Als Kristallisationspunkt und Triebkraft soziopolitischer Entwicklungen nimmt die Stadt eine zentrale Stellung in Praktiken des Regierens und deren Beobachtung ein – und doch tut sich die Politische Theorie traditionell schwer damit, ein Verständnis von Stadt zu entwickeln, das diesem Status und den damit verbundenen Ambivalenzen gerecht wird. Allzu oft verbleiben entsprechende Debatten dem Souveränitätsparadigma verhaftet, sodass die Stadt primär in Relation zum Prinzip territorialstaatlicher Souveränität begriffen wird. Unser Beitrag argumentiert, dass eine Auflösung dieser konzeptionellen Verwicklung dazu beitragen kann, das Verhältnis zwischen dem Städtischen und dem Politischen als ein konstitutionslogisches, das sich von anderen Konstitutionslogiken des Politischen unterscheidet, sichtbar zu machen. Dazu greifen wir auf eine raumtheoretische Perspektive der Moderne zurück, die Stadt und Territorialstaat nicht als „Kleines“ und „Großes“, sondern als zwei eigenständige, zugleich komplementäre und konfligierende Modi der räumlichen Vergesellschaftung begreift. Unser Beitrag zeigt auf, dass Verdichtung und Heterogenisierung, als die beiden wesentlichen raumstrukturellen Merkmale des Städtischen, mit einer spezifischen Konstitution des Politischen im Sinne einer Erzeugung von kollektiver Macht und gesellschaftlicher Ordnung verbunden sind. Die Stadt tritt damit nicht bloß als (austauschbarer) Ort der Materialisierung übergreifender soziopolitischer Phänomene in den Blick, sondern als räumliches Prinzip, das Möglichkeiten für gemeinsames Sprechen und Handeln sowie für Praktiken der konfliktiven Infragestellung hegemonialer Projekte erst hervorbringt. Eine dergestalt angelegte politische Theorie der Stadt erlaubt es, politische Praktiken nicht nur in der Stadt zu lokalisieren, sondern als genuin städtische Phänomene zu erfassen und sowohl die Komplementaritäten als auch die Widersprüche zwischen den Raumprinzipien der Stadt und des souveränen Territorialstaats herauszuarbeiten. https://www.praktische-philosophie.org/zfpp/article/view/249politische Theorie der Stadtdas PolitischeRegierenRaumtheorieStadt und Territorium |
spellingShingle | Marlon Barbehön Michael Haus Jenseits von Souveränität und Territorialität: Überlegungen zu einer politischen Theorie der Stadt Zeitschrift für Praktische Philosophie politische Theorie der Stadt das Politische Regieren Raumtheorie Stadt und Territorium |
title | Jenseits von Souveränität und Territorialität: Überlegungen zu einer politischen Theorie der Stadt |
title_full | Jenseits von Souveränität und Territorialität: Überlegungen zu einer politischen Theorie der Stadt |
title_fullStr | Jenseits von Souveränität und Territorialität: Überlegungen zu einer politischen Theorie der Stadt |
title_full_unstemmed | Jenseits von Souveränität und Territorialität: Überlegungen zu einer politischen Theorie der Stadt |
title_short | Jenseits von Souveränität und Territorialität: Überlegungen zu einer politischen Theorie der Stadt |
title_sort | jenseits von souveranitat und territorialitat uberlegungen zu einer politischen theorie der stadt |
topic | politische Theorie der Stadt das Politische Regieren Raumtheorie Stadt und Territorium |
url | https://www.praktische-philosophie.org/zfpp/article/view/249 |
work_keys_str_mv | AT marlonbarbehon jenseitsvonsouveranitatundterritorialitatuberlegungenzueinerpolitischentheoriederstadt AT michaelhaus jenseitsvonsouveranitatundterritorialitatuberlegungenzueinerpolitischentheoriederstadt |