Summary: | In einem interdisziplinären Gespräch wird die Frage nach Umgangsweisen mit
Krisen in den Mittelpunkt gestellt. Den Ausgangspunkt bildet eine Erinnerung an
eine der größten Katastrophen der jüdischen Geschichte: Die Zerstörung des
Tempels in Jerusalem im Jahre 70. Die Entstehung und Herausbildung des rabbinischen
Judentums wird als eine 'Umgangsweise' mit dieser Krisenerfahrung
interpretiert. Die Möglichkeit, in und mit der Schrift zu leben und diese rabbinische
Hinwendung zur Schrift als eine Antwort auf eine tiefgreifende Krisenerfahrung
zu lesen, erfährt im zweiten Teil des Artikels eine religionspädagogische
Resonanz: Der Verlust von Sinnstrukturen und Orientierungspunkten, der auch
die gegenwärtige Atmosphäre jugendlicher Lebenswelten bestimmt, bedeutet
gleichzeitig einen massiven Sprachverlust, der als Unfähigkeit, sich selbst auszudrücken
und Welt auch les- und verstehbar zu machen, wahrgenommen wird.
Der Artikel versucht, entgegen der Versuchung, diese neue Sprachlosigkeit als
Weg zum Heil umzudeuten, die Sprache als Ressource in Zeiten der Krise stark
zu machen.
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