„NS-Raubgut aus zweiter Hand“ - Provenienzrecherchen in der Bibliothek des IGdJ

Das Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg führt im Rahmen des Projekts "NS-Raubgut in der Bibliothek des IGdJ" umfangreiche Recherchen in seinen Buchbeständen durch. Die Untersuchung fügt sich in die Reihe von Forschungsvorhaben, die in der Folge der "Washingtoner...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Jörn Kreuzer, Susanne Küther
Format: Article
Language:deu
Published: Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB) 2014-12-01
Series:o-bib. Das offene Bibliotheksjournal
Online Access:https://www.o-bib.de/article/view/1182
_version_ 1828778271144148992
author Jörn Kreuzer
Susanne Küther
author_facet Jörn Kreuzer
Susanne Küther
author_sort Jörn Kreuzer
collection DOAJ
description Das Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg führt im Rahmen des Projekts "NS-Raubgut in der Bibliothek des IGdJ" umfangreiche Recherchen in seinen Buchbeständen durch. Die Untersuchung fügt sich in die Reihe von Forschungsvorhaben, die in der Folge der "Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust" (1998) und der ein Jahr später verabschiedeten "Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz" in diversen deutschen Bibliotheken, Museen, Archiven und anderen kulturellen Einrichtungen durchgeführt werden. Zurzeit befinden sich in der Bibliothek des IGdJ rund 50.000 Bände. Im Grunde ist bei allen Werken, die vor 1945 erschienen sind, eine Provenienz aus NS-Raub- bzw. NS-Beutegutbeständen möglich. Eine systematische Erfassung und Bearbeitung dieses rund 6.000 bis 9.000 Bände umfassenden Bestandes ist bislang nicht erfolgt. Da die Institutsbibliothek als jüdische Sammlung konzipiert und aufgebaut wurde, verstärkt sich diese Vermutung. Weil das Institut erst 1966 gegründet wurde, handelt es sich wahrscheinlich um "NS-Raubgut aus zweiter Hand“. Eine weitere Aufgabenstellung ergibt sich aus der Tatsache, dass in den Anfangsjahren der Bibliothek keine Zugangsjournale geführt wurden. Somit können in vielen Fällen nur die Bücher selbst Hinweise auf ihre Herkunft geben, weshalb als erste Maßnahme die eingehende Buchautopsie anhand des Zettelkatalogs durchgeführt wird. Der systematischen Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut folgt die Dokumentation und Bekanntgabe der Ergebnisse mit dem Ziel der Restitution an die Vorbesitzer oder deren Erben. In einem Werkstattbericht werden erste Ergebnisse vorgestellt. The Institute of the History of the German Jews (Institut für die Geschichte der deutschenJuden, IGdJ) is currently conducting a comprehensive research of its library stock within the project “NS-Raubgut in der Bibliothek des IGdJ”. The research is part of a national project of various German libraries, museums, archives, and other cultural institutions. This project is based on the “Washington Principles” from 1998 released in connection with “The Washington Conference on Holocaust Era Assets” that were followed by the “Declaration of Germany’s national government in accordance with German counties’ and local communities’governments to discover and restitute cultural asset, particularly Jewish property” in 1999. At the moment the Institute’s library contains approximately 50.000 books. In principle, all books in this stock which were published prior to 1945 can theoretically be regarded as potential RAUBGUT. Since the Institute’s library stock is based on its collection of books about Jewish history, culture, and Jewish religion, this is even more likely. Most of these books can perhaps be considered as “second hand” RAUBGUT, because the institute was founded only in 1966. No systematic gathering of information about these 6.000 to 9.000 books has been conducted so far. The fact that no access-books from the first years after the foundation of the institute exists exacerbates research. The only hints towards a book’s history can often solely be found in the book itself. Therefore, we are initially investigating the library’s paper-catalogue from these early years. After systematic research on property divested from Jews by the National Socialist regime the discovered items are documented and the results of the investigation are published in order to find former owners or their heirs. A workshop report will soon present the first results of our research.
first_indexed 2024-12-11T16:39:01Z
format Article
id doaj.art-3053061a7bd3468ea55fda02f50f8b5b
institution Directory Open Access Journal
issn 2363-9814
language deu
last_indexed 2024-12-11T16:39:01Z
publishDate 2014-12-01
publisher Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB)
record_format Article
series o-bib. Das offene Bibliotheksjournal
spelling doaj.art-3053061a7bd3468ea55fda02f50f8b5b2022-12-22T00:58:22ZdeuVerein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB)o-bib. Das offene Bibliotheksjournal2363-98142014-12-011123824810.5282/o-bib/2014H1S238-2482736„NS-Raubgut aus zweiter Hand“ - Provenienzrecherchen in der Bibliothek des IGdJJörn Kreuzer0Susanne Küther1Institut für die Geschichte der deutschen JudenInstitut für die Geschichte der deutschen JudenDas Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg führt im Rahmen des Projekts "NS-Raubgut in der Bibliothek des IGdJ" umfangreiche Recherchen in seinen Buchbeständen durch. Die Untersuchung fügt sich in die Reihe von Forschungsvorhaben, die in der Folge der "Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust" (1998) und der ein Jahr später verabschiedeten "Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz" in diversen deutschen Bibliotheken, Museen, Archiven und anderen kulturellen Einrichtungen durchgeführt werden. Zurzeit befinden sich in der Bibliothek des IGdJ rund 50.000 Bände. Im Grunde ist bei allen Werken, die vor 1945 erschienen sind, eine Provenienz aus NS-Raub- bzw. NS-Beutegutbeständen möglich. Eine systematische Erfassung und Bearbeitung dieses rund 6.000 bis 9.000 Bände umfassenden Bestandes ist bislang nicht erfolgt. Da die Institutsbibliothek als jüdische Sammlung konzipiert und aufgebaut wurde, verstärkt sich diese Vermutung. Weil das Institut erst 1966 gegründet wurde, handelt es sich wahrscheinlich um "NS-Raubgut aus zweiter Hand“. Eine weitere Aufgabenstellung ergibt sich aus der Tatsache, dass in den Anfangsjahren der Bibliothek keine Zugangsjournale geführt wurden. Somit können in vielen Fällen nur die Bücher selbst Hinweise auf ihre Herkunft geben, weshalb als erste Maßnahme die eingehende Buchautopsie anhand des Zettelkatalogs durchgeführt wird. Der systematischen Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut folgt die Dokumentation und Bekanntgabe der Ergebnisse mit dem Ziel der Restitution an die Vorbesitzer oder deren Erben. In einem Werkstattbericht werden erste Ergebnisse vorgestellt. The Institute of the History of the German Jews (Institut für die Geschichte der deutschenJuden, IGdJ) is currently conducting a comprehensive research of its library stock within the project “NS-Raubgut in der Bibliothek des IGdJ”. The research is part of a national project of various German libraries, museums, archives, and other cultural institutions. This project is based on the “Washington Principles” from 1998 released in connection with “The Washington Conference on Holocaust Era Assets” that were followed by the “Declaration of Germany’s national government in accordance with German counties’ and local communities’governments to discover and restitute cultural asset, particularly Jewish property” in 1999. At the moment the Institute’s library contains approximately 50.000 books. In principle, all books in this stock which were published prior to 1945 can theoretically be regarded as potential RAUBGUT. Since the Institute’s library stock is based on its collection of books about Jewish history, culture, and Jewish religion, this is even more likely. Most of these books can perhaps be considered as “second hand” RAUBGUT, because the institute was founded only in 1966. No systematic gathering of information about these 6.000 to 9.000 books has been conducted so far. The fact that no access-books from the first years after the foundation of the institute exists exacerbates research. The only hints towards a book’s history can often solely be found in the book itself. Therefore, we are initially investigating the library’s paper-catalogue from these early years. After systematic research on property divested from Jews by the National Socialist regime the discovered items are documented and the results of the investigation are published in order to find former owners or their heirs. A workshop report will soon present the first results of our research.https://www.o-bib.de/article/view/1182
spellingShingle Jörn Kreuzer
Susanne Küther
„NS-Raubgut aus zweiter Hand“ - Provenienzrecherchen in der Bibliothek des IGdJ
o-bib. Das offene Bibliotheksjournal
title „NS-Raubgut aus zweiter Hand“ - Provenienzrecherchen in der Bibliothek des IGdJ
title_full „NS-Raubgut aus zweiter Hand“ - Provenienzrecherchen in der Bibliothek des IGdJ
title_fullStr „NS-Raubgut aus zweiter Hand“ - Provenienzrecherchen in der Bibliothek des IGdJ
title_full_unstemmed „NS-Raubgut aus zweiter Hand“ - Provenienzrecherchen in der Bibliothek des IGdJ
title_short „NS-Raubgut aus zweiter Hand“ - Provenienzrecherchen in der Bibliothek des IGdJ
title_sort ns raubgut aus zweiter hand provenienzrecherchen in der bibliothek des igdj
url https://www.o-bib.de/article/view/1182
work_keys_str_mv AT jornkreuzer nsraubgutauszweiterhandprovenienzrechercheninderbibliothekdesigdj
AT susannekuther nsraubgutauszweiterhandprovenienzrechercheninderbibliothekdesigdj