Politisierung oder Aufklärung? Analysen der Akteur:innen- und Aussagenstruktur in medialen Diskursen über gesundheitliche Risikophänomene und die Rolle wissenschaftlicher Expert:innen

Die Covid-19-Pandemie war und ist ein in der (medialen) Öffentlichkeit überaus präsentes und vieldiskutiertes Thema. Nach Habermas stellt ein normativer Anspruch an öffentliche Diskurse dar, dass sich prinzipiell alle gesellschaftlichen Gruppen an ihnen beteiligen können. Dies gilt insbesondere dann...

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Bibliographic Details
Main Authors: Melanie Leidecker-Sandmann, Markus Lehmkuhl
Format: Article
Language:deu
Published: Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG 2022-11-01
Series:Studies in Communication, Media
Online Access:https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/2192-4007-2022-3-337
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description Die Covid-19-Pandemie war und ist ein in der (medialen) Öffentlichkeit überaus präsentes und vieldiskutiertes Thema. Nach Habermas stellt ein normativer Anspruch an öffentliche Diskurse dar, dass sich prinzipiell alle gesellschaftlichen Gruppen an ihnen beteiligen können. Dies gilt insbesondere dann, wenn politische Handlungsentscheidungen bezüglich gesellschaftlich relevanter Fragen und Probleme getroffen werden müssen. Wir fragen, welche gesellschaftlichen Akteur:innengruppen zu welchen Anteilen in den medialen, öffentlichen Corona-Diskurs eingebunden wurden und mit welcher Art von Aussagen sie in den Artikeln zu Wort kamen. Diese Fragen beantworten wir jeweils im Vergleich zu sechs anderen medial-öffentlichen Gesundheitsdebatten mittels quantitativer Inhaltsanalysen der Medienberichterstattung. Ein besonderer Fokus der Analyse liegt auf wissenschaftlichen Akteur:innen, die gemäß des Weberschen Prinzips der Werturteilsfreiheit der Wissenschaft idealerweise in der Rolle sachlicher ‚Aufklärer:innen‘ in den Diskurs eingebunden werden sollten, jedoch keine politischen Handlungsempfehlungen aussprechen sollten. Unsere Analyse zeigt einige Spezifika das Corona-Diskurses im Vergleich zu den anderen Gesundheitsdebatten. Er präsentierte sich im Jahr 2020 als relativ stark vermachteter Diskurs, in dem insbesondere Akteur:innen der politischen Exekutive sowie Par tialinteressenvertreter:innen stark präsent waren. Vertreter:innen von Kollektivgüterinteressen spielten hingegen so gut wie keine Rolle, wissenschaftliche Akteur:innen zumindest keine dominierende. Verhältnismäßig stark gekoppelt ist das Vorkommen wissenschaftlicher Akteur:innen innerhalb der Corona-Artikel mit Akteur:innen aus der Politik. Dies deutet darauf, dass die politische Exekutive in der Corona-Krise stark auf wissenschaftliche Expertise angewiesen war. Substantiierende Aussagen dominieren die Aussagenstruktur in der Covid-19-Berichterstattung deutlich. Wissenschaftliche Expert:innen äußerten in der Corona-Debatte moderat häufiger politische Handlungsempfehlungen als in den Vergleichsdebatten.
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