Volkssagen der Gottscheer: Aspekte des Raumes
Die Sagen der Gottscheer, enthalten in dem für die Sammlung und den Transfer ihrer Volksdichtung grundlegenden, von dem Gottscheer Wilhelm Tschinkel veröffentlichten Werk Gottscheer Volkstum in Sitte, Brauch, Märchen, Sagen, Legenden und anderen volkstümlichen Überlieferungen (1932), weisen wegen d...
Main Author: | |
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Format: | Article |
Language: | deu |
Published: |
University of Ljubljana Press (Založba Univerze v Ljubljani)
2020-12-01
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Series: | Linguistica |
Subjects: | |
Online Access: | https://journals.uni-lj.si/linguistica/article/view/9977 |
Summary: | Die Sagen der Gottscheer, enthalten in dem für die Sammlung und den Transfer ihrer Volksdichtung grundlegenden, von dem Gottscheer Wilhelm Tschinkel veröffentlichten Werk Gottscheer Volkstum in Sitte, Brauch, Märchen, Sagen, Legenden und anderen volkstümlichen Überlieferungen (1932), weisen wegen des inselhaften Charakters des Gottscheer Sprachgebietes außerordentliche stoffliche und thematische Urwüchsigkeit auf.
Bei der ästhetischen Verräumlichung kommt in den Sagen neben Pflanzen und Gegenständen besondere Bedeutung den magischen Handlungen zu, die an karsttypische, auf die Vergangenheit bezogene Naturräume gebunden sind. Die Raumpraxis besteht aus einer Kette von Stimmung erzeugenden Handlungsrekurrenzen, die von Herausforderung bis Bezwingung des Übernatürlichen reichen, für eine Reihe von Verrückungen in den Beziehungen zwischen dem Unheimlichen und dem Vertrauten am angestammten Ort sorgen und die Unergründbarkeit des menschlichen Lebens deutlich in Erscheinung treten lassen. Die innere Raumdialektik lässt die Gottscheer als von vormodernen und modernen Verhaltens- und Handelspraxen geprägte, in einem nach Innen und Außen hin offenen Kommunikationsraum verortete und durch zahlreiche Transgressionen von geographischen, ethnischen, sozialen, kulturellen und geschlechtlich kodierten Räumen gekennzeichnete Individuen erscheinen. Während ihre als Bestandteil der deutschen Volkskultur repräsentierten Sagen sie im Repräsentationsraum eines universale Geltung beanspruchenden Nationalkonzepts positionieren, erfahren Raumtransgressionen durch sittliche Abgrenzungen in der Beziehung zu den Eindringlingen, wie Franzosen und Türken, und nicht zuletzt in ihrer Eigenschaft der verfremdeten Andersheit auch zu den Slowenen sichtbare Risse.
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ISSN: | 0024-3922 2350-420X |