Das Schicksal der deutschen Sprachminderheit in Slowenien
Mit dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie fand sich eine halbe Million Personen mit Deutsch als Muttersprache im neugegründeten jugoslawischen Staat wieder. Der kleinere Teil, rund 30.000, lebte im Jahr 1931 auf dem Gebiet des heutigen Slowenien, wo diese Menschen 2,5 % der Bevölkeru...
Main Author: | |
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Format: | Article |
Language: | deu |
Published: |
University of Ljubljana Press (Založba Univerze v Ljubljani)
2020-12-01
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Series: | Linguistica |
Subjects: | |
Online Access: | https://journals.uni-lj.si/linguistica/article/view/9965 |
Summary: | Mit dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie fand sich eine halbe Million Personen mit Deutsch als Muttersprache im neugegründeten jugoslawischen Staat wieder. Der kleinere Teil, rund 30.000, lebte im Jahr 1931 auf dem Gebiet des heutigen Slowenien, wo diese Menschen 2,5 % der Bevölkerung darstellten. Sie waren in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht der stärkste und am besten organisierte Teil der deutschen Sprachminderheit. Obwohl der Umfang der Rechte, die die Deutschen im Vergleich zu den übrigen Sprachminderheiten genossen, am größten war, waren diese immer von der jeweiligen Politik der jugoslawischen Regierungen abhängig.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten die neuen jugoslawischen Behörden die Ethnozid-Besatzungspolitik des deutschen Staates und vor allem die Mitwirkung eines Teils der Angehörigen der deutschen Minderheit an dieser Politik für die endgültige Auseinandersetzung mit den Deutschen aus. Zunächst wurden sie in Konzentrationslager gebracht und danach aus dem Staat vertrieben, wobei ihr Vermögen konfisziert wurde. Einige Hundert wurden außergerichtlich liquidiert. Die Auseinandersetzung mit den Deutschen in der Nachkriegszeit war so heftig, dass in Slowenien nur noch „verstreute Reste“ der Minderheit übrigblieben. Auf der Grundlage der Volkszählungen wird belegt, dass die Anzahl der Deutschen und Österreicher bzw. der Personen mit Deutsch als Muttersprache niemals wieder an nicht einmal ein Zehntel der Anzahl vor dem Krieg heranreichte. Neben der kleinen Anzahl zählen zu den weiteren Merkmalen der deutschsprachigen Volksgruppe ihre territoriale Zerstreuung, ihr Nicht-Autochthonismus, ihre hohe Umzugsfrequenz und auch eine spezifische, vom slowenischen Durchschnitt abweichende Bevölkerungsstruktur.
Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2002 wurden nur 963 Personen mit Deutsch als Muttersprache gezählt. Nach dem Kriterium der Nationalität gab es 181 Österreicher und 499 Deutsche. Nach den demokratischen Veränderungen im Jahr 1990 wurden mehrere deutsche Vereine gegründet. Die Erwartungen der Republik Österreich bezüglich der verfassungsrechtlichen Anerkennung der deutschen Minderheit in Slowenien regelten die Staaten im Jahr 2001 mit einem Kulturabkommen. Mit diesem Abkommen sind weder die deutschsprachige Gemeinschaft in Slowenien noch die Republik Österreich zufrieden, weil sie eine verfassungsrechtliche Anerkennung der deutschen Sprachminderheit in Slowenien und Rechte erwarten, die mit denen der italienischen und ungarischen Minderheit vergleichbar wären.
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ISSN: | 0024-3922 2350-420X |