Summary: | Vor dem Hintergrund einer ökonomisch ausgerichteten, beschleunigten, multioptionalen und reflexiven Moderne steht die gelingende Existenzbastelei (HITZLER & HONER 2012 [1994]) des Menschen der Gegenwart in einem Verhältnis zu einem effizienten Umgang mit der eigenen Lebenszeit. Die gesellschaftliche Relevanz eines planbaren Umgangs mit Zeit äußert sich auch in techn(olog)ischen Entwicklungen, die eine Lösung wahrgenommener zeitlicher Unvereinbarkeiten in Aussicht stellen, so auch das Social Freezing: Frauen, denen ihre gegenwärtige Lebenssituation nicht mit Familienplanung vereinbar erscheint, können sich damit Eizellen für die zukünftige Nutzung entnehmen lassen.
Der Beitrag steht im Kontext eines Forschungsprojekts, in dem ich das Verhältnis von Sorge um einen zukünftig potenziell gefährdeten Körper und der kryotechnologischen, auf den Körper bezogenen Vorsorge und damit verbundene Vorstellungen von Zeit, Körper und Leben untersuche. Im Artikel fokussiere ich das Phänomen Social Freezing, das ich vor einem individualisierungstheoretischen Hintergrund als Versuch der Vereinbarkeit zeitlicher Unvereinbarkeit einordne und durch die Genese der Kryobiologie kontextualisiere. Dann werden erste explorative Ergebnisse einer wissenssoziologisch perspektivierten Diskursanalyse des Expert*innendiskurses dargestellt. Nachgegangen wurde dabei der Frage, welche Vorstellungen von Zeit grundlegend für das Phänomen sind, inwiefern Zeit als kontrollierbare Ressource von Expert*innen diskursiviert wird und ob sich daraus ein gesellschaftlicher Wandel im Umgang mit Zeit ableiten lässt.
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