Kleopatra, Imperialismus und Orientalismus

Im Aufsatz werden die literarischen Bilder der Kleopatra VII analysiert, der Königin des antiken Ägypten, welche die Verbündete des Antonius in seiner Auseinandersetzung mit Oktavian war. Oktavian hat Antonius und Kleopatra in der Schlacht bei Actium im Jahr 31 v. Chr. besiegt und Alexandrien im dr...

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Bibliographic Details
Main Author: Darja Šterbenc Erker
Format: Article
Language:deu
Published: University of Ljubljana Press (Založba Univerze v Ljubljani) 2022-12-01
Series:Ars & Humanitas
Subjects:
Online Access:https://journals.uni-lj.si/arshumanitas/article/view/12228
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description Im Aufsatz werden die literarischen Bilder der Kleopatra VII analysiert, der Königin des antiken Ägypten, welche die Verbündete des Antonius in seiner Auseinandersetzung mit Oktavian war. Oktavian hat Antonius und Kleopatra in der Schlacht bei Actium im Jahr 31 v. Chr. besiegt und Alexandrien im drauffolgenden Jahr erobert. Er propagierte Antonius als den verweiblichten Ehemann der Orientalin Kleopatra, der vermeintlich in Ausschweifung und außerordentlichem Luxus gelebt und eine drohende Gefahr für das römische Imperium und den Westen verkörpert habe. Darüber hinaus werden die Transformationen untersucht, die Kleopatras Bild in verschiedenen literarischen Gattungen in der Antike unterlief, seine Rezeption in der Renaissance-Malerei und im modernen Film. Dabei wird der Orientalismusbegriff von Edward Saïd in Bezug auf Aischylos’ Perser nuanciert, um herauszustellen, dass er die Perser nicht nur als mit griechischen Sitten vertraut darstellt, sondern auch als Barbaren. Weiter wird diskutiert, wie Oktavian durch seine politische Invektive gegen Antonius das Bild von Kleopatra beeinflusst hat. Augusteische Dichter arbeiteten in ihre Gedichte einige Reflexe von Oktavians Bild der ägyptischen Königin im Einvernehmen mit den Tropen ihrer jeweiligen literarischen Gattung ein. Horaz stellt in der Epode 9 Kleopatras Ehemann Antonius in einer der Invektive ähnlichen Weise als ihren Sklaven und Eunuchen dar. Im ersten Teil der Ode 1.37 suggeriert Horaz, Kleopatra sei ein Monster und eine verruchte Königin, wohingegen er im zweiten Teil betont, dass sie ihre Niederlage mit der Würde einer guten Herrscherin angenommen habe. Römische Elegiker schildern Kleopatra passend zu den Tropen der Liebeselegie als elegische Herrin und Antonius als ihren Sklaven. Vergil inszeniert in seiner Aeneis den Zusammenprall zwischen Kleopatras Osten und dem Westen, welcher durch Augustus repräsentiert ist, aber der epische Erzählrahmen der Episode, die Ekphrasis von Aeneas’ Schild, betont ihren fiktiven Charakter und hebt die Fluidität der stereotypen Zuschreibung von Fremdheit und Weiblichkeit hervor. In der europäischen Malerei und in Filmen eignete man sich stereotype und orientalisierende Kleopatra-Bilder an. Seit der Neuzeit ist Kleopatra zu einer konstruierten Figur geworden, die häufig im Dienste der orientalistischen Machtdiskurse, des nationalstaatlichen Imperialismus und im letzten Jahrhundert auch der Käuferlenkung steht.
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