Summary: | Im Jahr 2020 stellten die Künstlerinnen und Künstler Kılınçel & Schaper sich und der Kleinstadt Schotten die Aufgabe, ein Selfie zu produzieren, welches die Gemeinde abbilden sollte. Im Verlauf entstanden vielfältige Begegnungen und Kollaborationen mit der Bevölkerung, die schliesslich auf einer Website zu einer digitalen Assemblage zusammengefügt wurden. Der Beitrag kombiniert die Analyse des partizipativ hervorgebrachten digitalen Kunstwerks mit ethnografischen Beobachtungen des Produktionsprozesses, der ebenfalls auf verschiedenerlei Weise von Digitalität geprägt war. Dabei fokussieren die Autorinnen und Autoren auf die Arbeit mit Jugendlichen aus der Gemeinde. Im Rückgriff auf Machtbegriffe von Imbusch sowie Deleuze und Guattari wird untersucht, wie Selbstaufnahmen und digitale Assemblagen Machtfigurationen in ländlichen Räumen befragen und verschieben können. Es konnte herausgearbeitet werden, dass das partizipativ produzierte digitale Kunstwerk nicht ohne Blick auf die machtvollen sozialen Prozesse verstanden werden kann, die zu seiner Herstellung geführt haben. Dabei konnte aufgezeigt werden, dass sozialer und künstlerischer Prozess als gleichberechtigte Teile einer gegenseitigen kulturellen Bildung erscheinen, die Künstlerinnen, Künstler und Teilnehmende gemeinsam durchlaufen. Mit ihrer Arbeit agieren Kılınçel & Schaper temporär in einem lokalen Jugendzentrum und sind herausgefordert, sich innerhalb persönlicher, pädagogischer, machtvoller und machtkritischer sowie künstlerisch-ästhetischer Spannungsfelder zu verorten. Den Jugendlichen eröffnet sich mithilfe künstlerischer Verfahrensweisen, die digitalen und physischen Raum verbinden, ein erweitertes, kreatives Handlungsspektrum im Umgang mit der Überwachung ihrer Räume.
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