Deutsch im historischen Maribor

Der jahrhundertelange Kontakt zwischen der slowenischen und deutschen Sprache und Kultur hat die Stadt Maribor bedeutsam geprägt. Seit den Anfängen der Stadtentwicklung im 12. Jh., vor allem aber seit dem 13. Jh., als die Stadt unter die Herrschaft der Habsburger kam, nahm die Zuwanderung aus den d...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Vida Jesenšek
Format: Article
Language:deu
Published: University of Ljubljana Press (Založba Univerze v Ljubljani) 2020-12-01
Series:Linguistica
Subjects:
Online Access:https://journals.uni-lj.si/linguistica/article/view/9959
Description
Summary:Der jahrhundertelange Kontakt zwischen der slowenischen und deutschen Sprache und Kultur hat die Stadt Maribor bedeutsam geprägt. Seit den Anfängen der Stadtentwicklung im 12. Jh., vor allem aber seit dem 13. Jh., als die Stadt unter die Herrschaft der Habsburger kam, nahm die Zuwanderung aus den deutschsprachigen Ländern stark zu, vorrangig aus dem heutigen österreichischen Kärnten und der österreichischen Steiermark, jedoch auch aus Bayern und vielen deutschen mittelalterlichen Städten, was zu einem stark ausgeprägten deutschen Stadtcharakter führte. Die deutschsprachigen Zuwanderer waren in der Regel hochqualifiziert und gebildet; sehr schnell übernahmen sie führende Positionen in der Wirtschaft und im öffentlichen Leben. Zu bemerkbaren national- und kulturpolitischen Auseinandersetzungen zwischen den Deutschsprachigen und den Slowenen kam es in den 60er Jahren des 19. Jh. Seitdem dienten beide Sprachen, jeweils zu ihrer Zeit, zur Identifizierung der Stadtbewohner mit eigener Sprach- und Nationalgemeinschaft sowie zur Regelung sozialer und Machverhältnisse in Wirtschaft, Verwaltung, Alltagskommunikation, Schulwesen und Kulturleben. Die gegenseitige Beeinflussung beider Sprachen führte zur Ausprägung einer umgangssprachlichen Varietät des Deutschen mit slowenischen Interferenzerscheinungen, bekannt unter dem Namen Mariborer Deutsch sowie zur Ausbildung der städtischen slowenischen Umgangssprache mit zahlreichen Germanismen.
ISSN:0024-3922
2350-420X