Funktionen von Supervision in der Bildung von Lehrer*innen

Der Beitrag nimmt Supervision in der Bildung von Lehrer*innen aus einer empirisch-rekonstruktiven Perspektive in den Blick. Zunächst werden Ergebnisse aus Fallrekonstruktionen vorgestellt, die auf Mitschnitten von Gruppensupervisionssitzungen im Bachelorstudium basieren, welche – begleitend zu einer...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Denise Klenner, Hans-Peter Griewatz, Saskia Bender, Martin Heinrich
Format: Article
Language:deu
Published: Wissenschaftliche Einrichtung Oberstufen-Kolleg der Universität Bielefeld 2022-09-01
Series:PraxisForschungLehrer*innenBildung
Subjects:
Online Access:https://www.pflb-journal.de/index.php/pflb/article/view/5712
_version_ 1797627037113909248
author Denise Klenner
Hans-Peter Griewatz
Saskia Bender
Martin Heinrich
author_facet Denise Klenner
Hans-Peter Griewatz
Saskia Bender
Martin Heinrich
author_sort Denise Klenner
collection DOAJ
description Der Beitrag nimmt Supervision in der Bildung von Lehrer*innen aus einer empirisch-rekonstruktiven Perspektive in den Blick. Zunächst werden Ergebnisse aus Fallrekonstruktionen vorgestellt, die auf Mitschnitten von Gruppensupervisionssitzungen im Bachelorstudium basieren, welche – begleitend zu einer Praxisphase –die Förderung von (Selbst-)Reflexions- und Professionalisierungsprozessen ermöglichen sollten. Hier zeigt sich, dass Lehramtsstudierende das Setting faktisch zu einem Raum umfunktionieren, in dem vor allem Entlastung, Stabilisierung und Vergemeinschaftung erfahren werden sollen. Eine supervisorische Fallarbeit, die explizit reflexiv angelegt ist und impliziert, dass Studierende sich immer auch selbst „zum Fall“ machen, steht der Bedürfnislage der Studierenden damit diametral entgegen. Die daraus resultierende Vermutung, dass Supervision als Professionalisierungsimpuls sinnvoll erst in späteren Phasen der Lehrer*innenbildung zu verorten wäre, muss angesichts weiterer Fallrekonstruktionen von Interviews mit berufserfahrenen Lehrkräften zu deren Erfahrungen mit Supervision ebenfalls relativiert werden. Auch hier werden andere Aspekte von Supervision als positiv und hilfreich gerahmt: wiederum die Stabilisierung, im Sinne von Selbstermächtigung und Unterstützung bei der Wiederherstellung von Ordnung (Regelschule), sowie Diagnostik und fachliche Weiterbildung (Förderschule). Supervisorische Praxis erscheint damit hier in einer funktionalen Dimension, wobei die rekonstruierten Funktionen auf eine klare Lokalisierung des Problemkerns im Außen zielen (typischerweise in problematischen, „schwierigen“ Schüler*innen) sowie auf Vereindeutigung und Komplexitätsreduktion – anstatt auf tatsächliche Selbstreflexion, die auch Offenheit für Irritationen und eine selbstkritische Perspektive auf das eigene Wahrnehmen, Deuten und professionelle Handeln zuließe. Im Anschluss an diese Ergebnisse stellen sich Fragen nach der Konturierung von Supervision im Kontext Lehrer*innenbildung und Schule, die auf der einen Seite die Bedürfnisse (angehender) Lehrer*innen ernst nimmt, ohne auf der anderen Seite ihr selbstreflexives Potenzial einzubüßen.
first_indexed 2024-03-11T10:19:44Z
format Article
id doaj.art-804edc9d2b944a438315ef240301a972
institution Directory Open Access Journal
issn 2629-5628
language deu
last_indexed 2024-03-11T10:19:44Z
publishDate 2022-09-01
publisher Wissenschaftliche Einrichtung Oberstufen-Kolleg der Universität Bielefeld
record_format Article
series PraxisForschungLehrer*innenBildung
spelling doaj.art-804edc9d2b944a438315ef240301a9722023-11-16T06:40:54ZdeuWissenschaftliche Einrichtung Oberstufen-Kolleg der Universität BielefeldPraxisForschungLehrer*innenBildung2629-56282022-09-014310.11576/pflb-5712Funktionen von Supervision in der Bildung von Lehrer*innenDenise Klenner0Hans-Peter Griewatz1Saskia Bender2Martin Heinrich3Universität BielefeldUniversität BielefeldUniversität BielefeldUniversität BielefeldDer Beitrag nimmt Supervision in der Bildung von Lehrer*innen aus einer empirisch-rekonstruktiven Perspektive in den Blick. Zunächst werden Ergebnisse aus Fallrekonstruktionen vorgestellt, die auf Mitschnitten von Gruppensupervisionssitzungen im Bachelorstudium basieren, welche – begleitend zu einer Praxisphase –die Förderung von (Selbst-)Reflexions- und Professionalisierungsprozessen ermöglichen sollten. Hier zeigt sich, dass Lehramtsstudierende das Setting faktisch zu einem Raum umfunktionieren, in dem vor allem Entlastung, Stabilisierung und Vergemeinschaftung erfahren werden sollen. Eine supervisorische Fallarbeit, die explizit reflexiv angelegt ist und impliziert, dass Studierende sich immer auch selbst „zum Fall“ machen, steht der Bedürfnislage der Studierenden damit diametral entgegen. Die daraus resultierende Vermutung, dass Supervision als Professionalisierungsimpuls sinnvoll erst in späteren Phasen der Lehrer*innenbildung zu verorten wäre, muss angesichts weiterer Fallrekonstruktionen von Interviews mit berufserfahrenen Lehrkräften zu deren Erfahrungen mit Supervision ebenfalls relativiert werden. Auch hier werden andere Aspekte von Supervision als positiv und hilfreich gerahmt: wiederum die Stabilisierung, im Sinne von Selbstermächtigung und Unterstützung bei der Wiederherstellung von Ordnung (Regelschule), sowie Diagnostik und fachliche Weiterbildung (Förderschule). Supervisorische Praxis erscheint damit hier in einer funktionalen Dimension, wobei die rekonstruierten Funktionen auf eine klare Lokalisierung des Problemkerns im Außen zielen (typischerweise in problematischen, „schwierigen“ Schüler*innen) sowie auf Vereindeutigung und Komplexitätsreduktion – anstatt auf tatsächliche Selbstreflexion, die auch Offenheit für Irritationen und eine selbstkritische Perspektive auf das eigene Wahrnehmen, Deuten und professionelle Handeln zuließe. Im Anschluss an diese Ergebnisse stellen sich Fragen nach der Konturierung von Supervision im Kontext Lehrer*innenbildung und Schule, die auf der einen Seite die Bedürfnisse (angehender) Lehrer*innen ernst nimmt, ohne auf der anderen Seite ihr selbstreflexives Potenzial einzubüßen. https://www.pflb-journal.de/index.php/pflb/article/view/5712SupervisionLehrerbildungFallbearbeitungFallreflexion
spellingShingle Denise Klenner
Hans-Peter Griewatz
Saskia Bender
Martin Heinrich
Funktionen von Supervision in der Bildung von Lehrer*innen
PraxisForschungLehrer*innenBildung
Supervision
Lehrerbildung
Fallbearbeitung
Fallreflexion
title Funktionen von Supervision in der Bildung von Lehrer*innen
title_full Funktionen von Supervision in der Bildung von Lehrer*innen
title_fullStr Funktionen von Supervision in der Bildung von Lehrer*innen
title_full_unstemmed Funktionen von Supervision in der Bildung von Lehrer*innen
title_short Funktionen von Supervision in der Bildung von Lehrer*innen
title_sort funktionen von supervision in der bildung von lehrer innen
topic Supervision
Lehrerbildung
Fallbearbeitung
Fallreflexion
url https://www.pflb-journal.de/index.php/pflb/article/view/5712
work_keys_str_mv AT deniseklenner funktionenvonsupervisioninderbildungvonlehrerinnen
AT hanspetergriewatz funktionenvonsupervisioninderbildungvonlehrerinnen
AT saskiabender funktionenvonsupervisioninderbildungvonlehrerinnen
AT martinheinrich funktionenvonsupervisioninderbildungvonlehrerinnen