Hierarchische und dynamische Einheit. Kontext-Eigenschaften und ›metrische Pfade‹ als Kategorien der Syntaxanalyse bei Mozart
Die Einheit einer Komposition oder eines Formabschnitts gründet nach Theorien wie derjenigen von Heinrich Schenker darauf, dass sich die erklingenden Ereignisse auf Strukturen beziehen und diese Strukturen wiederum als Teilmomente eines hierarchischen Struktur-Gefüges verstehen lassen, dessen Ganzes...
Main Author: | |
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Format: | Article |
Language: | deu |
Published: |
Olms (only printed volumes 2003-2017)
2015-01-01
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Series: | Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie |
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Online Access: | https://storage.gmth.de/zgmth/pdf/799 |
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author | Michael Polth |
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collection | DOAJ |
description | Die Einheit einer Komposition oder eines Formabschnitts gründet nach Theorien wie derjenigen von Heinrich Schenker darauf, dass sich die erklingenden Ereignisse auf Strukturen beziehen und diese Strukturen wiederum als Teilmomente eines hierarchischen Struktur-Gefüges verstehen lassen, dessen Ganzes durch eine einzige Struktur repräsentiert wird. Bereits in Kompositionen des späten 18. Jahrhunderts jedoch gibt es Formabschnitte, die zwar als einheitlich erfahren werden, deren Einheit aber offensichtlich nicht auf den Bezug zu einer einzigen umfassenden Struktur, sondern auf einen dynamischen ›Zug‹ gründet, der durch alle Ereignisse hindurch zu gehen scheint. Um eine derart ›dynamisch konstituierte Einheit‹ musiktheoretisch zu fassen, müssen die Eigenschaften, die musikalische Ereignisse dadurch besitzen, dass sie Teil einer durch Dynamik gegründeten Einheit sind, als Eigenschaften begriffen und analysiert werden, die allein im ›Kontext‹ entstehen, die sich dem Hörer mithin nur dann zeigen, wenn dieser dem musikalischen Verlauf folgt. Dieses Verfolgen des Verlaufs wiederum wird strukturiert durch das, was in diesem Text als ›metrischer Pfad‹ bezeichnet wird.
According to theories such as that of Heinrich Schenker, the unity of a composition or a formal section is founded on the assumption that its audible manifestation relates to structures. These may in turn be understood as parts of a hierarchically modelled structural framework, which as a whole can be represented by a single structure. However, as early as the late 18th century, one finds formal sections in compositions which, although experienced as an integral whole, obviously do not owe their coherence to a single, all-embracing structure but are based instead on a dynamic progression that seems to be propelled through all the events. In order to address such ‘dynamically constituted unity’ from a theoretical perspective, one must understand that the properties, which define a musical event as part of a dynamically expressed structure, can only be understood and analysed in ‘context’, and therefore only manifest themselves to the listener if he follows the course of the music. In turn, this tracking of the musical process is structured by what is referred to in this text as ‘metric trajectory’. |
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