Jotvingių hidronimai <em>Avìris</em>, <em>Avìrė</em>
<p><strong>DIE JATWINGISCHEN </strong><strong>HYDRONYME </strong><strong><em>Avìris </em></strong><strong>UND </strong><strong><em>Av</em></strong><strong><em>ì</em></strong><strong...
Main Author: | |
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Format: | Article |
Language: | deu |
Published: |
Vilnius University
2011-12-01
|
Series: | Baltistica |
Subjects: | |
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author | Vidas Garliauskas |
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description | <p><strong>DIE JATWINGISCHEN </strong><strong>HYDRONYME </strong><strong><em>Avìris </em></strong><strong>UND </strong><strong><em>Av</em></strong><strong><em>ì</em></strong><strong><em>rė</em></strong></p><p><em>Zusammenfassung</em></p><p>Die Hydronyme lit. <strong>Avìris</strong> (ein See) < jatw. <em>*auvir-is </em>würtlich „Abbrand“ (– „der sich an einem abgebrannten Ort befindende See“) und das daraus gebildete Femininum lit. <strong>Av</strong><strong>ì</strong><strong>rė</strong> (ein Fluss) < jatw. *<em>auvir-ē, </em>beide bei Léipalingis, sollten nicht mit idg. <em>*au̯er- </em>“Wasser“ oder verwandten Wörtern in Zusammenhang gebracht werden, sondern mit apr. <em>auwerus </em>E „Metallschlacke, Hammerschlag“ < apr. Verb *<em>auvir-(tvei), </em>welches von dem Präfix *au- „ab-, weg-“ und dem Stamm <em>*vir- </em>„kochen“ gebildet ist (Mažiulis PKEŽ 1, 125f.). Somit scheint die Vermutung von Vanagas (LHEŽ, 54) über das Suffix <em>Av-ìris, </em><em>Av-</em><em>ì</em><em>rė </em>nicht zutreffend zu sein. Die Hydronyme <em>Avìris </em>und <em>Av</em><em>ì</em><em>rė </em>sind nicht archaisch, weil sie mit einem konkreten Ereignis verbunden sind, nämlich mit dem Niederbrennen einer Waldfläche, entweder auf natürliche Weise oder durch Menschenhand (Brandrodung). Möglicherweise sind diese Hydronyme gegen Ende des 13. Jhs. entstanden, als ein Teil der Jatwinger von Preußen nach Užnemunė (Gebiet im Südwesten Litauens) übersiedelte. In der Nähe des Sees <em>Avìris </em>und des Flusses <em>Av</em><em>ì</em><em>rė </em>liegt das Dorf <em>Degėsiaĩ </em>„Brandstätte“, dessen Name von den im 15.–16. Jh. übergesiedelten Litauern aus einer jatw. Ortsbezeichnung <em>*Auviriai </em>(oder ähnl.) übersetzt werden konnte, welche mit den besprochenen Hydronymen in Zusammenhang steht. Die gleiche Wortbildung, wie jatw. <em>*Auviris, </em>jatw. <em>*Aukrakstis </em>> lit. <em>Aũkrakštis </em>(See bei <em>Daũgai</em>), zeigt, dass die jatwingische Sprache wie auch die altpreussische einmal ein Präfix <em>*au-</em> gehabt hatte, welches im 16. Jh. in den Hydronymen <em>Avìris, </em><em>Av</em><em>ì</em><em>rė </em>vor <em>-v- </em>monophtongisiert wurde. Eine genauere Betrachtung der Hydronyme <em>Avìris, </em><em>Av</em><em>ì</em><em>rė </em>ermöglicht also, noch ein weiteres Merkmal der toten jatwingischen Sprache festzustellen – das Präfix <em>*au-.</em></p> |
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publisher | Vilnius University |
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series | Baltistica |
spelling | doaj.art-b110430b7adb42619ebd507dcc32eed32022-12-22T01:15:00ZdeuVilnius UniversityBaltistica0132-65032345-00452011-12-0146110.15388/baltistica.46.1.14941408Jotvingių hidronimai <em>Avìris</em>, <em>Avìrė</em>Vidas Garliauskas<p><strong>DIE JATWINGISCHEN </strong><strong>HYDRONYME </strong><strong><em>Avìris </em></strong><strong>UND </strong><strong><em>Av</em></strong><strong><em>ì</em></strong><strong><em>rė</em></strong></p><p><em>Zusammenfassung</em></p><p>Die Hydronyme lit. <strong>Avìris</strong> (ein See) < jatw. <em>*auvir-is </em>würtlich „Abbrand“ (– „der sich an einem abgebrannten Ort befindende See“) und das daraus gebildete Femininum lit. <strong>Av</strong><strong>ì</strong><strong>rė</strong> (ein Fluss) < jatw. *<em>auvir-ē, </em>beide bei Léipalingis, sollten nicht mit idg. <em>*au̯er- </em>“Wasser“ oder verwandten Wörtern in Zusammenhang gebracht werden, sondern mit apr. <em>auwerus </em>E „Metallschlacke, Hammerschlag“ < apr. Verb *<em>auvir-(tvei), </em>welches von dem Präfix *au- „ab-, weg-“ und dem Stamm <em>*vir- </em>„kochen“ gebildet ist (Mažiulis PKEŽ 1, 125f.). Somit scheint die Vermutung von Vanagas (LHEŽ, 54) über das Suffix <em>Av-ìris, </em><em>Av-</em><em>ì</em><em>rė </em>nicht zutreffend zu sein. Die Hydronyme <em>Avìris </em>und <em>Av</em><em>ì</em><em>rė </em>sind nicht archaisch, weil sie mit einem konkreten Ereignis verbunden sind, nämlich mit dem Niederbrennen einer Waldfläche, entweder auf natürliche Weise oder durch Menschenhand (Brandrodung). Möglicherweise sind diese Hydronyme gegen Ende des 13. Jhs. entstanden, als ein Teil der Jatwinger von Preußen nach Užnemunė (Gebiet im Südwesten Litauens) übersiedelte. In der Nähe des Sees <em>Avìris </em>und des Flusses <em>Av</em><em>ì</em><em>rė </em>liegt das Dorf <em>Degėsiaĩ </em>„Brandstätte“, dessen Name von den im 15.–16. Jh. übergesiedelten Litauern aus einer jatw. Ortsbezeichnung <em>*Auviriai </em>(oder ähnl.) übersetzt werden konnte, welche mit den besprochenen Hydronymen in Zusammenhang steht. Die gleiche Wortbildung, wie jatw. <em>*Auviris, </em>jatw. <em>*Aukrakstis </em>> lit. <em>Aũkrakštis </em>(See bei <em>Daũgai</em>), zeigt, dass die jatwingische Sprache wie auch die altpreussische einmal ein Präfix <em>*au-</em> gehabt hatte, welches im 16. Jh. in den Hydronymen <em>Avìris, </em><em>Av</em><em>ì</em><em>rė </em>vor <em>-v- </em>monophtongisiert wurde. Eine genauere Betrachtung der Hydronyme <em>Avìris, </em><em>Av</em><em>ì</em><em>rė </em>ermöglicht also, noch ein weiteres Merkmal der toten jatwingischen Sprache festzustellen – das Präfix <em>*au-.</em></p>http://www.baltistica.lt/index.php/baltistica/article/view/1494onomastikajotvingiaihidronimaiAvirisAvirė |
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