Summary: | Die Berücksichtigung von Materialität ist ein wesentlicher Bestandteil der Sozialwissenschaften des 21. Jahrhunderts. Für die empirische Sozialforschung ergeben sich daraus methodologische und methodische Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf nicht-menschliche Akteur*innen und deren Körperlichkeit. Dies erfordert spezifische Analyseverfahren. Die Situationsanalyse mit ihrer Fokusverschiebung auf die Relationalität von heterogenen Akteur*innen, die eine Handlungssituation generieren, bietet dazu eine entsprechende Möglichkeit. Im vorliegenden Beitrag gehen wir auf der Basis zweier empirischer Projekte zu Care-Praktiken im medizinischen Bereich der Frage der Multidimensionalität von materiellen Beziehungen nach. Die Beispiele beziehen sich zum einen auf das Einschläfern von Pferden in der Tiermedizin und zum anderen auf automatisierte Technologien bei der Behandlung von Typ-1-Diabetes. Im Zentrum der Analyse steht die Materialität des Beziehungsgeflechts. Wir schlagen vor, den Werkzeugkasten der Situationsanalyse um ein dimensionalisierendes Relations-Mapping zu erweitern, indem die Beziehungen zwischen Elementen in Dimensionen unterteilt werden. In den Beispielen nutzen wir eine Dimensionalisierung, bei der wir uns an der Care-Theorie orientieren. Die Verwendung von unterschiedlichen Farben im Mapping macht die Multidimensionalität der Situation erst sichtbar und ermöglicht es, der Komplexität der materiellen und körperlichen Beziehungen analytisch mehr Raum zu geben.
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