Die Wanderungsproblematik in Europa aus demographischer, wirtschaftlicher und sozialer Sicht unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands

Die Bevölkerung des europäischen Wirtschaftsraumes (EG + EFTA) umschließt heute 380 Mio. Menschen. Die Bevölkerungen der Einzelstaaten stehen unter einheitlichen Trends: Die demographischen Indikatoren Westeuropas deuten alle auf Alterung und allmähliche Bevölkerungsabnahme. Fast sämtliche Bevölker...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Josef Schmid
Format: Article
Language:deu
Published: oekom verlag GmbH 1993-09-01
Series:Raumforschung und Raumordnung
Online Access:https://rur.oekom.de/index.php/rur/article/view/2119
_version_ 1797786033161502720
author Josef Schmid
author_facet Josef Schmid
author_sort Josef Schmid
collection DOAJ
description Die Bevölkerung des europäischen Wirtschaftsraumes (EG + EFTA) umschließt heute 380 Mio. Menschen. Die Bevölkerungen der Einzelstaaten stehen unter einheitlichen Trends: Die demographischen Indikatoren Westeuropas deuten alle auf Alterung und allmähliche Bevölkerungsabnahme. Fast sämtliche Bevölkerungen des Wirtschaftsraumes weisen – gemessen am Niveau des Generationenersatzes – Geborenendefizite auf, die die Alterung durch das anteilsmäßige Anwachsen der Menschen im Pensionsalter verstärken. Eine von EUROSTAT (1991) vorgenommene Vorausberechnung unterstellt eine jährliche Nettoeinwanderung in die Europäische Gemeinschaft, die 345,1 Mio. Menschen umfaßt, von 250 000 Menschen. Danach würde die EG-Bevölkerung um das Jahr 2000 mit 350,8 Mio. ihren Höhepunkt erreichen und bis zum Jahre 2020 hin auf 338,2 Mio. absinken. Ein wichtiger Beobachtungspunkt sind die jeweiligen Ausländeranteile in den einzelnen Staaten und schließlich die Wanderungspotentiale, die sich vor den Toren Westeuropas aufbauen. 1989 zählte die EG 13,4 Mio. Ausländer, von denen jedoch 5,1 Mio. EG-Bürger eines jeweils anderen Mitgliedstaates waren. Der Eintritt nur noch geburtenschwacher Jahrgänge in die Erwerbsbevölkerung verringert sie insgesamt und erhöht ihre Durchschnittsalter. Neben Technologisierung der Produktion, Höherqualifizierung der schrumpfenden Jugendjahrgänge und Erhöhung des Frauenanteils im Erwerbsleben ist vor allem Einwanderung ein Mittel, Arbeitsmarktlücken zu schließen. Die Auffüllung der Bevölkerungsrückgänge mit außereuropäischen Wanderern ist unvorstellbar, und das gezielte Einwerben von Arbeitskraft hat gesetzliche Voraussetzungen, die für die Europäische Gemeinschaft und Deutschland selbst noch nicht existieren.
first_indexed 2024-03-13T01:03:19Z
format Article
id doaj.art-bdd5b4ece509473fa8a711b1630c9cc3
institution Directory Open Access Journal
issn 0034-0111
1869-4179
language deu
last_indexed 2024-03-13T01:03:19Z
publishDate 1993-09-01
publisher oekom verlag GmbH
record_format Article
series Raumforschung und Raumordnung
spelling doaj.art-bdd5b4ece509473fa8a711b1630c9cc32023-07-06T10:57:00Zdeuoekom verlag GmbHRaumforschung und Raumordnung0034-01111869-41791993-09-0151510.14512/rur.2119Die Wanderungsproblematik in Europa aus demographischer, wirtschaftlicher und sozialer Sicht unter besonderer Berücksichtigung DeutschlandsJosef Schmid0Lehrstuhl für Bevölkerungswissenschaft, Universität Bamberg Die Bevölkerung des europäischen Wirtschaftsraumes (EG + EFTA) umschließt heute 380 Mio. Menschen. Die Bevölkerungen der Einzelstaaten stehen unter einheitlichen Trends: Die demographischen Indikatoren Westeuropas deuten alle auf Alterung und allmähliche Bevölkerungsabnahme. Fast sämtliche Bevölkerungen des Wirtschaftsraumes weisen – gemessen am Niveau des Generationenersatzes – Geborenendefizite auf, die die Alterung durch das anteilsmäßige Anwachsen der Menschen im Pensionsalter verstärken. Eine von EUROSTAT (1991) vorgenommene Vorausberechnung unterstellt eine jährliche Nettoeinwanderung in die Europäische Gemeinschaft, die 345,1 Mio. Menschen umfaßt, von 250 000 Menschen. Danach würde die EG-Bevölkerung um das Jahr 2000 mit 350,8 Mio. ihren Höhepunkt erreichen und bis zum Jahre 2020 hin auf 338,2 Mio. absinken. Ein wichtiger Beobachtungspunkt sind die jeweiligen Ausländeranteile in den einzelnen Staaten und schließlich die Wanderungspotentiale, die sich vor den Toren Westeuropas aufbauen. 1989 zählte die EG 13,4 Mio. Ausländer, von denen jedoch 5,1 Mio. EG-Bürger eines jeweils anderen Mitgliedstaates waren. Der Eintritt nur noch geburtenschwacher Jahrgänge in die Erwerbsbevölkerung verringert sie insgesamt und erhöht ihre Durchschnittsalter. Neben Technologisierung der Produktion, Höherqualifizierung der schrumpfenden Jugendjahrgänge und Erhöhung des Frauenanteils im Erwerbsleben ist vor allem Einwanderung ein Mittel, Arbeitsmarktlücken zu schließen. Die Auffüllung der Bevölkerungsrückgänge mit außereuropäischen Wanderern ist unvorstellbar, und das gezielte Einwerben von Arbeitskraft hat gesetzliche Voraussetzungen, die für die Europäische Gemeinschaft und Deutschland selbst noch nicht existieren. https://rur.oekom.de/index.php/rur/article/view/2119
spellingShingle Josef Schmid
Die Wanderungsproblematik in Europa aus demographischer, wirtschaftlicher und sozialer Sicht unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands
Raumforschung und Raumordnung
title Die Wanderungsproblematik in Europa aus demographischer, wirtschaftlicher und sozialer Sicht unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands
title_full Die Wanderungsproblematik in Europa aus demographischer, wirtschaftlicher und sozialer Sicht unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands
title_fullStr Die Wanderungsproblematik in Europa aus demographischer, wirtschaftlicher und sozialer Sicht unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands
title_full_unstemmed Die Wanderungsproblematik in Europa aus demographischer, wirtschaftlicher und sozialer Sicht unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands
title_short Die Wanderungsproblematik in Europa aus demographischer, wirtschaftlicher und sozialer Sicht unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands
title_sort die wanderungsproblematik in europa aus demographischer wirtschaftlicher und sozialer sicht unter besonderer berucksichtigung deutschlands
url https://rur.oekom.de/index.php/rur/article/view/2119
work_keys_str_mv AT josefschmid diewanderungsproblematikineuropaausdemographischerwirtschaftlicherundsozialersichtunterbesondererberucksichtigungdeutschlands