Der letzte Gott und das dionysische. Martin Heideggers Weg zum anderen Anfang

Die Anwesenheit des Dionysischen im Denken Heideggers kann anhand zweier sich gegenseitig beleuchtender Ebenen analysiert werden: der direkten Explorierung des dionysischen Motivs bei der Interpretation der Dichtung F. Hölderlins und der Philosophie F. Nietzsches sowie der dionysischen Struktur des...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Tomasz Drewniak
Format: Article
Language:English
Published: Universidad Industrial de Santander 2011-07-01
Series:Revista Filosofía UIS
Subjects:
Online Access:https://revistas.uis.edu.co/index.php/revistafilosofiauis/article/view/2621
_version_ 1818936047307849728
author Tomasz Drewniak
author_facet Tomasz Drewniak
author_sort Tomasz Drewniak
collection DOAJ
description Die Anwesenheit des Dionysischen im Denken Heideggers kann anhand zweier sich gegenseitig beleuchtender Ebenen analysiert werden: der direkten Explorierung des dionysischen Motivs bei der Interpretation der Dichtung F. Hölderlins und der Philosophie F. Nietzsches sowie der dionysischen Struktur des Da-Seins selbst. Die Seinsvergessenheit und der Nihilismus machen das Ergebnis der Auffassung des Seins als des Ideals aus, im Kontext dessen sich das Sein durch die Anwesenheit kennzeichnen soll, und was sich damit verbindet durch Zugänglichkeit und Nützlichkeit. Eine solche Kraftsteigerung – wie Heidegger betont, indem er sich u. a. auf Sophokles' Antigone beruft – führt den Menschen endgültig zum Machtverlust gegenüber dem Sein und zu einem mit dem Leiden verbundenen Unterziehen des Menschen der Gewalt des Seins selbst. Im Kontext der Erfüllung der Metaphysik erscheint das Dionysische als eine Selbstreflektiertheit des Menschen (Dasein) und des Seins, wo die Steigerung des Negativen – das Verschmerzen der Erfahrung des Verlassenseins durch das Sein und die Verborgenheit des Seins selbst – einen Horizont von Möglichkeiten der Offenbarung des Seins in seinem Kernwesen eröffnet (der andere Anfang). In einer weiteren Perspektive erweist sich das Dionysische als der grundlegende Modus des Seins (und der mit seinem Verständnis verbundenen europäischen Kultur) als einer ewigen Anziehung (die Kehre) von Offenheit und Verborgenheit, die in den entscheidenden Momenten der Geschichte des Seins ans Wort kommt. Das Dionysische waltet über dem Übergang zwischen dem ersten Anfang (Unverborgenheit), der Konstitution der Metaphysik (Wendung von φύσις (physis) zu εἶδος (eidos)), der Dekonstruktion der Metaphysik (Umkehrung des Platonismus) und dem neuen Anfang (Überwindung der Metaphysik). Das Dionysische als das Kehrhafte bedeutet ewige Verwandlung der Position, die Kehre, die zum Wesen der Philosophie angehört.
first_indexed 2024-12-20T05:29:51Z
format Article
id doaj.art-c0df61b378c6440e82f8d092cd238f74
institution Directory Open Access Journal
issn 1692-2484
2145-8529
language English
last_indexed 2024-12-20T05:29:51Z
publishDate 2011-07-01
publisher Universidad Industrial de Santander
record_format Article
series Revista Filosofía UIS
spelling doaj.art-c0df61b378c6440e82f8d092cd238f742022-12-21T19:51:47ZengUniversidad Industrial de SantanderRevista Filosofía UIS1692-24842145-85292011-07-01101Der letzte Gott und das dionysische. Martin Heideggers Weg zum anderen AnfangTomasz Drewniak0Polskie Towardzystwo FilozoficzneDie Anwesenheit des Dionysischen im Denken Heideggers kann anhand zweier sich gegenseitig beleuchtender Ebenen analysiert werden: der direkten Explorierung des dionysischen Motivs bei der Interpretation der Dichtung F. Hölderlins und der Philosophie F. Nietzsches sowie der dionysischen Struktur des Da-Seins selbst. Die Seinsvergessenheit und der Nihilismus machen das Ergebnis der Auffassung des Seins als des Ideals aus, im Kontext dessen sich das Sein durch die Anwesenheit kennzeichnen soll, und was sich damit verbindet durch Zugänglichkeit und Nützlichkeit. Eine solche Kraftsteigerung – wie Heidegger betont, indem er sich u. a. auf Sophokles' Antigone beruft – führt den Menschen endgültig zum Machtverlust gegenüber dem Sein und zu einem mit dem Leiden verbundenen Unterziehen des Menschen der Gewalt des Seins selbst. Im Kontext der Erfüllung der Metaphysik erscheint das Dionysische als eine Selbstreflektiertheit des Menschen (Dasein) und des Seins, wo die Steigerung des Negativen – das Verschmerzen der Erfahrung des Verlassenseins durch das Sein und die Verborgenheit des Seins selbst – einen Horizont von Möglichkeiten der Offenbarung des Seins in seinem Kernwesen eröffnet (der andere Anfang). In einer weiteren Perspektive erweist sich das Dionysische als der grundlegende Modus des Seins (und der mit seinem Verständnis verbundenen europäischen Kultur) als einer ewigen Anziehung (die Kehre) von Offenheit und Verborgenheit, die in den entscheidenden Momenten der Geschichte des Seins ans Wort kommt. Das Dionysische waltet über dem Übergang zwischen dem ersten Anfang (Unverborgenheit), der Konstitution der Metaphysik (Wendung von φύσις (physis) zu εἶδος (eidos)), der Dekonstruktion der Metaphysik (Umkehrung des Platonismus) und dem neuen Anfang (Überwindung der Metaphysik). Das Dionysische als das Kehrhafte bedeutet ewige Verwandlung der Position, die Kehre, die zum Wesen der Philosophie angehört.https://revistas.uis.edu.co/index.php/revistafilosofiauis/article/view/2621Dionysosder letzte Gottdie Metaphysikdie Wi(e)der-Kehre
spellingShingle Tomasz Drewniak
Der letzte Gott und das dionysische. Martin Heideggers Weg zum anderen Anfang
Revista Filosofía UIS
Dionysos
der letzte Gott
die Metaphysik
die Wi(e)der-Kehre
title Der letzte Gott und das dionysische. Martin Heideggers Weg zum anderen Anfang
title_full Der letzte Gott und das dionysische. Martin Heideggers Weg zum anderen Anfang
title_fullStr Der letzte Gott und das dionysische. Martin Heideggers Weg zum anderen Anfang
title_full_unstemmed Der letzte Gott und das dionysische. Martin Heideggers Weg zum anderen Anfang
title_short Der letzte Gott und das dionysische. Martin Heideggers Weg zum anderen Anfang
title_sort der letzte gott und das dionysische martin heideggers weg zum anderen anfang
topic Dionysos
der letzte Gott
die Metaphysik
die Wi(e)der-Kehre
url https://revistas.uis.edu.co/index.php/revistafilosofiauis/article/view/2621
work_keys_str_mv AT tomaszdrewniak derletztegottunddasdionysischemartinheideggerswegzumanderenanfang