White Gaze und der fremdsprachendidaktische Kanon

Expliziter wie impliziter Rassismus sind in Deutschland weiterhin allgegenwärtig – auch in der Schule, welche unter dem Anspruch steht, diesen durch Bildungsprozesse abzubauen; allerdings muss dafür eine rassismuskritische Perspektive durch die Akteur*innen eingenommen werden. Jedoch zeigt sich in...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Natalie Güllü, David Gerlach
Format: Article
Language:deu
Published: Wissenschaftliche Einrichtung Oberstufen-Kolleg der Universität Bielefeld 2023-06-01
Series:PraxisForschungLehrer*innenBildung
Subjects:
Online Access:https://www.pflb-journal.de/index.php/pflb/article/view/6277
_version_ 1797627135472435200
author Natalie Güllü
David Gerlach
author_facet Natalie Güllü
David Gerlach
author_sort Natalie Güllü
collection DOAJ
description Expliziter wie impliziter Rassismus sind in Deutschland weiterhin allgegenwärtig – auch in der Schule, welche unter dem Anspruch steht, diesen durch Bildungsprozesse abzubauen; allerdings muss dafür eine rassismuskritische Perspektive durch die Akteur*innen eingenommen werden. Jedoch zeigt sich in den Kanones (Curricula und Lehrwerke) häufig eine weiße Perspektive auf rassismusrelevante Themen, wodurch rassistisches Wissen reproduziert wird. Authentische Lebensweltbezüge werden aufgrund einer unkritischen Aufarbeitung des strukturellen Charakters von Rassismus erschwert. Es ist nicht ausreichend, einzelne Werke in den fremdsprachendidaktischen Kanon aufzunehmen, um institutionellen Rassismus in der Schule abzubauen und Lernende rassismuskritisch zu unterrichten, solange die Lehrperson nicht rassismuskritisch (aus-)gebildet ist. Die Aufnahme von Texten Schwarzer Autor*innen of Color ist dennoch ein notwendiger Schritt; ihre Texte dürfen aber nicht nur im Kontext von Rassismus und Gewalt besprochen werden. Sie verdienen ihrer selbst wegen Anerkennung. In einem anzustrebenden rassismuskritisch orientierten Unterricht sehen wir Fremdsprachenlehrer*innen als aktiv Handelnde, die fachliche Diskurse einleiten, (aus)halten und moderieren können und sich rassismuskritisch positionieren. Aus einer berufsbiographischen Perspektive und unter Berücksichtigung der individuellen Language Teacher Identity können in der Fremdsprachenlehrer*innenbildung Lern- und Reflexionsgelegenheiten geschaffen werden, die ein rassismuskritisches Bewusstsein sowie kritisches Weißsein fördern und den Umgang mit Rassismus im Englischunterricht verändern können.
first_indexed 2024-03-11T10:20:06Z
format Article
id doaj.art-daac01a8459143e5867a0d412d498e2e
institution Directory Open Access Journal
issn 2629-5628
language deu
last_indexed 2024-03-11T10:20:06Z
publishDate 2023-06-01
publisher Wissenschaftliche Einrichtung Oberstufen-Kolleg der Universität Bielefeld
record_format Article
series PraxisForschungLehrer*innenBildung
spelling doaj.art-daac01a8459143e5867a0d412d498e2e2023-11-16T06:40:46ZdeuWissenschaftliche Einrichtung Oberstufen-Kolleg der Universität BielefeldPraxisForschungLehrer*innenBildung2629-56282023-06-015310.11576/pflb-6277White Gaze und der fremdsprachendidaktische KanonNatalie Güllü0David Gerlach1Bergische Universität WuppertalBergische Universität Wuppertal Expliziter wie impliziter Rassismus sind in Deutschland weiterhin allgegenwärtig – auch in der Schule, welche unter dem Anspruch steht, diesen durch Bildungsprozesse abzubauen; allerdings muss dafür eine rassismuskritische Perspektive durch die Akteur*innen eingenommen werden. Jedoch zeigt sich in den Kanones (Curricula und Lehrwerke) häufig eine weiße Perspektive auf rassismusrelevante Themen, wodurch rassistisches Wissen reproduziert wird. Authentische Lebensweltbezüge werden aufgrund einer unkritischen Aufarbeitung des strukturellen Charakters von Rassismus erschwert. Es ist nicht ausreichend, einzelne Werke in den fremdsprachendidaktischen Kanon aufzunehmen, um institutionellen Rassismus in der Schule abzubauen und Lernende rassismuskritisch zu unterrichten, solange die Lehrperson nicht rassismuskritisch (aus-)gebildet ist. Die Aufnahme von Texten Schwarzer Autor*innen of Color ist dennoch ein notwendiger Schritt; ihre Texte dürfen aber nicht nur im Kontext von Rassismus und Gewalt besprochen werden. Sie verdienen ihrer selbst wegen Anerkennung. In einem anzustrebenden rassismuskritisch orientierten Unterricht sehen wir Fremdsprachenlehrer*innen als aktiv Handelnde, die fachliche Diskurse einleiten, (aus)halten und moderieren können und sich rassismuskritisch positionieren. Aus einer berufsbiographischen Perspektive und unter Berücksichtigung der individuellen Language Teacher Identity können in der Fremdsprachenlehrer*innenbildung Lern- und Reflexionsgelegenheiten geschaffen werden, die ein rassismuskritisches Bewusstsein sowie kritisches Weißsein fördern und den Umgang mit Rassismus im Englischunterricht verändern können. https://www.pflb-journal.de/index.php/pflb/article/view/6277LiteraturkanonRassismusKritikAntirassismusWhite Gaze
spellingShingle Natalie Güllü
David Gerlach
White Gaze und der fremdsprachendidaktische Kanon
PraxisForschungLehrer*innenBildung
Literaturkanon
Rassismus
Kritik
Antirassismus
White Gaze
title White Gaze und der fremdsprachendidaktische Kanon
title_full White Gaze und der fremdsprachendidaktische Kanon
title_fullStr White Gaze und der fremdsprachendidaktische Kanon
title_full_unstemmed White Gaze und der fremdsprachendidaktische Kanon
title_short White Gaze und der fremdsprachendidaktische Kanon
title_sort white gaze und der fremdsprachendidaktische kanon
topic Literaturkanon
Rassismus
Kritik
Antirassismus
White Gaze
url https://www.pflb-journal.de/index.php/pflb/article/view/6277
work_keys_str_mv AT nataliegullu whitegazeundderfremdsprachendidaktischekanon
AT davidgerlach whitegazeundderfremdsprachendidaktischekanon