Was heißt »Immanenz der Formen« bei Aristoteles?

»Immanenz der Form« – die genaue Bedeutung dieser berühmtesten Selbstcharakterisierung der aristotelischen Philosophie ist bislang so gut wie unerforscht. Der Aufsatz zeigt, dass Immanenz weder Enthaltensein, noch Inhärenz, noch räumliches Umschlossensein, noch einzig und allein Ungetrenntheit von M...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Thomas Buchheim
Format: Article
Language:English
Published: Society for the Advancement of Philosophy 2002-06-01
Series:Prolegomena
Subjects:
Online Access:http://www.hrstud.hr/prolegomena/Pro-2002-1/Pro-2002-1-Clanci-Buchheim.pdf
Description
Summary:»Immanenz der Form« – die genaue Bedeutung dieser berühmtesten Selbstcharakterisierung der aristotelischen Philosophie ist bislang so gut wie unerforscht. Der Aufsatz zeigt, dass Immanenz weder Enthaltensein, noch Inhärenz, noch räumliches Umschlossensein, noch einzig und allein Ungetrenntheit von Materie bedeuten kann. Vielmehr handelt es sich um einen Spezialfall der Ungetrenntheit derart, dass die Form als etwas begrifflich Getrenntes dennoch eine volle Definition des konkreten Gegenstands leistet, der die Form besitzt. Dies ist, wie durch eine Analyse von Metaph. VII 11 in Auseinandersetzung mit Thesen von Michael Frede und Robert Heinaman demonstriert wird, möglich kraft der kausalen Rolle, die die Form in diesen Fällen für den konkreten Gegenstand zu spielen hat. Zugleich ist klar, dass nur lebendige Formen in diesem Sinn immanent sein können, nicht aber mathematische oder artifizielle Formen. Immanente Formen sind deshalb nach Aristoteles ausschließlich Seelen von materiellen Lebewesen. Immanenz einer Form läßt sich infolgedessen auch nach dem Muster von De anima als die Lebensaktivität eines materiell existierenden Körpers beschreiben.
ISSN:1333-4395
1846-0593