Summary: | Auf einem kleinen rottonigen, gerippten Ostrakon ist zum Zwecke der Beschriftung eine gelbliche Tünchschicht aufgetragen worden. Darauf stehen die Buchstaben relativ sorgsam geschrieben. Am linken Rand des Ostrakons scheinen noch Spuren einer früheren Beschriftung erhalten zu sein. Der Schreiber des zweiten Textes geht ausgesprochen routiniert vor und verwendet bei Bedarf auch mal den Abkürzungsstrich (Zeile 5 und 7). <br/>Der Text selbst scheint nahezu vollständig erhalten zu sein. Sein Zweck auf diesem Ostrakon erschließt sich jedoch nicht unmittelbar. Erhalten ist offenbar ein Ausschnitt aus oder ein Verweis auf einen Text, der die Rolle der heidnischen Philosophen kritisch beleuchtet. Ihre Macht scheint der Macht Gottes gegenübergestellt zu werden, eine Instanz, die, im Gegensatz zu den Philosophen, tatsächlich Wunder bewirken und vor dem Tod bewahren kann. Ganz konkret scheint es hier um das Wunder der Genesung des Hiskijas im Buch Jesaja, Kapitel 38,1–8, zu gehen. Der Prophet wird von Gott zum todkranken Hiskija geschickt, um diesem mitzuteilen, dass er in Kürze an seiner Krankheit sterben werde. Hiskija weint und betet zu Gott, woraufhin Gott den Propheten die Botschaft verkünden lässt, Hiskija könne noch fünfzehn weitere Jahre leben; Jes 38,4–5: „Da erging das Wort des Herrn an Jesaja: ‚Geh zu Hiskija und sag zu ihm: So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Ich will zu deiner Lebenszeit noch fünfzehn Jahre hinzufügen.‘“ (Einheitsübersetzung). Angesichts solcher Wunder verblassen die Künste der Philosophen
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